„Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit. Sie predigen nicht Lehren und Rezepte, sie predigen, um das einzelne unbekümmert, das Urgesetz des Lebens“.
So schrieb vor einigen Jahrzehnten der bekannte Schriftsteller Hermann Hesse.
Bis Ende Februar 2007 gab es am Friedhof in Markwerben einen als Naturdenkmal ausgewiesenen sehr alten Baum. Sein geschätztes Alter lag bei 250 bis 300 Jahren. Seine Höhe betrug rund 25 m, sein Umfang 4,20 m. Die Sommerlinde war eine der ältesten Sehenswürdigkeiten Markwerbens, derer es im Dorf nicht allzu viele gibt. In allen aktuellen Naturführen wurde auf diesen Baum hingewiesen. Leider fiel er einer überhasteten Fällung zum Opfer. Bis dahin gab es im Landkreis Weißenfels dreizehn als Naturdenkmal deklarierte Bäume, in ganz Sachsen-Anhalt 228 (Stand 1995). Nun gibt es wieder einen weniger und es ist davon auszugehen, dass dies kein Einzelfall war.
Wie kam es zu dieser Fällung? Bei dieser Linde hatte man vor zwei Jahren Schäden in Form von Fäulnis beobachtet. Ein Baumgutachten, das darauf hin erstellt wurde, bestätigte diese Schädigung. Doch laut Gutachten war die Schädigung noch nicht so weit fortgeschritten, dass eine Fällung vonnöten war. Man schlug eine Sanierung des Baumes vor, welche aber aus Kostengründen nicht in der vorgeschlagenen Form durchgeführt wurde. Als Alternative stutzte man die Baumkrone, um so ein Auseinanderbrechen zu verhindern oder die Gefahr zu verringern.
Allerdings ist das Gutachten mit einer großen Unklarheit behaftet. Der begutachtete Baum wird als Pappel mit einem Alter von 80 bis 90 Jahren beschrieben. Nun stellt sich natürlich die Frage, welcher Baum begutachtet wurde, ob der Gutachter überhaupt Ahnung hat von der Materie oder ob er eine alte Vorlage benutzt hat und die Baumart vergessen hat zu ändern? Auf jeden Fall wurde die Sommerlinde auf Grund des Gutachtens, welches ja einen Fäulnisbefall bestätigt, fast zwei Jahre später gefällt. Begründet wird die rasche Fällaktion mit allgemeiner Gefahrenabwehr für Menschen. Wie weit das wirklich zutrifft, kann nun nicht mehr nachvollzogen werden. Nach dem raschen Abtransport des Holzes bleibt der bittere Verdacht, dass es hier nur um ein paar Kubikmeter guten Holzes ging. Die Kosten für die Fällung hätte man auch für die Sicherung oder Sanierung des Baumes nutzen können. Es hätte auch eine vorläufige Absperrung mit Hinweisschildern erfolgen können, um danach in Ruhe über das weitere Vorgehen zu verhandeln.
Denn, um es mit den Worten von Kurt Tucholsky sagen:
„Ein alter Baum ist ein Stückchen Leben. Er beruhigt. Er erinnert. Er setzt das sinnlos heraufgeschraubte Tempo herab, mit dem man unter großem Geklapper am Ort bleibt. Und diese alten Bäume sollen dahingehen, sie, die nicht von heute auf morgen nachwachsen? Die man nicht „nachliefern“ kann?“
Ja man muss sich auch immer vor Augen führen das einen alten Baum der Mensch nicht ersetzen kann. Häuser oder Schlösser lassen sich rekonstruieren. Einen Baum kann man nicht wieder aufbauen.