kurze Begeisterung

Die Begeisterung an der Fliegerei war vor dem letzten Krieg auch in Weißenfels sehr groß. Auch unser damaliger Lehrer, Herr Ködel, hatte uns Schulkinder für diesen Sport, damals war es noch Sport, interessiert. Er selbst baute Flugmodelle und wir eiferten ihm nach. In Naumburg gab es damals eine Firma, die Bausätze und alle möglichen Werkzeuge und Zubehörteile verkaufte. Vom dort besorgten wir das benötigte Material.

In Schuppen und Kellerräumen wurde fleißig gebaut. Mit den erforderlichen Werkzeugen halfen wir uns gegenseitig aus.

Nach Fertigstellung eines Modells kam der spannende Augenblick, der Probestart. Wir hatten in Markwerben von unserem Aussichtsturm aus die günstigsten Startmöglichkeiten. Es gab stets neugierige Zuschauer, die nicht mit Beifall sparten, es gab aber auch Fälle, wo der Start misslang und das Flugmodell gleich nach dem Start am Boden zerschellte. Von Wind und Thermik wurde die Flugstrecke beeinflusst und es gab Modelle, die bis auf die Saalewiesen flogen. Tüchtigen Ärger gab es immer dann, wenn ein Modell im Dorf auf einem Dach landete. Herr Liebl hat dann immer mit den Bürgern verhandelt, damit wir das Modell zurückbekamen.

Motoren und Funkfernsteuerungen gab es damals noch nicht. Ein Fortschritt war ein Propellerantrieb mit Gummimotor oder ein Gummiseil für den Hochstart. Unser Taschengeld wurde für dieses Hobby restlos ausgegeben. Aber wir wollten mehr. Es reifte bei uns der Gedanke, an der Fliegerausbildung auf dem Segelfliegerflugplatz in Laucha teilzunehmen. 16 Freunde starteten am Wochenende mit den Fahrrädern nach Laucha. Mit einer Reifenpanne musste schon nach den ersten Kilometern ein Freund seinen Traum aufgeben.

In Laucha angekommen, wurden wir recht unfreundlich empfangen. Überall wurde rumgebrüllt und von den Begrüßungsworten waren die „du Kloßkopf und Blödmann“ noch die harmlosesten. Diese Brüllerei dämpfte nicht unsere Begeisterung. Wir wurden in die Startmannschaft eingeteilt. Das Fluggerät war der Hanggleiter, von den Älteren „Drahtverhau“ oder „Rasenschwein“ genannt. Eine Gruppe wurde in Haltemannschaft eingeteilt. Diese mussten hinten an einem Seil das Gerät festhalten und wir, von der anderen Mannschaft mussten vorn ein Gummiseil spannen. Wieder wurde dabei laut gebrüllt. Nachdem der Flugschüler nochmals belehrt wurde, spannten wir das Gummiseil noch weiter aus. Dann kam das Kommando „Start“. Die Haltemannschaft klinkte das Seil aus und der Flieger setzte sich in Bewegung, hob vom Erdboden ab und schwebte in geringer Höhe davon. Für uns hieß es, hinter dem Gerät her zu rennen. Am Landeplatz wurde der Drahtverhau auf einen Wagen gehoben und wieder ging es mit Gebrüll an den Startplatz zurück. Dieses Manöver wurde ständig wiederholt. Am späten Nachmittag fuhren wir müde und hungrig zurück. Am nächsten Wochenende war unsere Gruppe geschrumpft und so ging es weiter. Nach vier Wochenenden waren wir vier Jungen übrig geblieben. Ich war davon der Jüngste. An diesem Tag wurden wir auf der Heimfahrt von einem tüchtigen Gewitterregen überrascht. Dieser Regen hat den letzten Rest Begeisterung fortgespült.

Herr Liebl wurde 1945 aus dem Schuldienst entlassen und von uns ist später keiner ein Flieger geworden. Jetzt besuche ich in jedem Jahr an den Flugtagen die Flugschau in Laucha und ich denke gern an die damalige Fliegerausbildung zurück.

 

Fred Knauth (verstorben Oktober 2011)

Markwerben, August 2007

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Fakten

Seit dem 1.1.2010 Ortsteil von Weißenfels.
Amtliche Bezeichnung: Stadt Weißenfels - OT Markwerben
Einwohner (Stand 31.12.2023): 564
Fläche: 3,77 km²
Postleitzahl: 06667
Vorwahl: 03443
KFZ-Kennzeichen: BLK / WSF
Ortsbürgermeister: Hubert Schiller
Koordinaten:
Länge: 11.9333/ 11° 55` 60“
Breite: 51.2167/51° 13` 0“

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Roßbacher Straße 31

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