Gustav Tünschel
von Mike Sachse
Gustav Tünschel aus Markwerben – Mitbegründer der Hauptstadt Windhoek in Namibia
Am 25.01.2008 stand in der Mitteldeutschen Zeitung ein interessanter Artikel über einen Markwerbener Einwohner. Den Artikel verfasste der Historiker Ingo Bach aus Weißenfels. Ich möchte hier den Inhalt des Artikels mit einigen zusätzlichen Anmerkungen wiedergeben.
1883 erwarb der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz den Küstenstreifen um Angra Pequena (Lüderitz Bay) von den Nama. Dieses Gebiet stellte das Deutsche Reich 1884 als Deutsch-Südwestafrika unter seinen Schutz. Ab 1892 annektierten Deutsche weitere Gebiete. Zwischen 1893 und 1895 wurden die Nama gewaltsam unterworfen und viele Herero von ihren Siedlungsgebieten vertrieben. Während des Ersten Weltkriegs besetzten südafrikanische Truppen 1914/15 Deutsch-Südwestafrika. 1920 wurde die Südafrikanische Union vom Völkerbund beauftragt, das Mandat über Südwestafrika zu übernehmen.
Christian Gustav Tünschel wurde am 7. August 1866 in Markwerben geboren. Sein Vater Christian Gottlob Tünschel heirate 1858 die aus Uichteritz stammende Wilhelmine Enke. Nach Schulzeit und Ausbildung (wahrscheinlich einen Bauberuf) meldete sich Gustav Tünschel freiwillig zum Militär. 1890 wurde Tünschel mit 50 Freiwilligen nach Deutsch-Südwestafrika verschifft. Nach einigen Monaten, mittlerweile war er in der Wilhelmsfeste bei Tsaobis stationiert, wurde er mit Curt von Francois in geheimer Mission an die Stelle des heutigen Windhoek geschickt. Der Befehl lautete, hier eine Festung zu errichten. Nachdem noch weitere Schutztruppen eingetroffen waren, fand am 18. Oktober 1890 die offizielle Gründung Windhoeks statt. Gustav Tünschel hatte nun die Aufgabe, mit den zugeteilten Helfern die Festung zu errichten. 1892 war dann der Bau fertiggestellt. Heute dient der Bau als Staatsmuseum. Tünschel war außerdem am Bau weiterer Gebäude beteiligt, unter anderen dem „Haus des Gouverneurs“ und der „Rheinischen Mission“. Nach Ablauf seines Vertrages blieb Tünschel in Windhoek und machte sich selbständig. Er heiratete später die aus Deutschland übergesiedelte Magdalena Hildgegard Parsche, die am 24. Mai 1951 verstarb. Tünschel selbst wurde 1927 von der Stadtverwaltung als Maurer übernommen und in seiner Freizeit engagierte er sich stark im Kegelverein „Alte Knochen“.
Bei der 60-Jahrfeier wurde Gustav Tünschel die Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen. Im Jahre 1952 starb Tünschel und mit großer Anteilnahme wurde er am 26. Juni beerdigt. Für seine Verdienste wurde später auch eine Straße nach ihm benannt, die so genannte „Tünschelstraße“.