Die Edlen von Markwerben
Von Mike Sachse und Bernd Reitzenstein für den "Weißenfelser Heimatkreis"
Der Stammsitz der Edeln von Werben
Es stellt sich die Frage aus welchen Werben diese Geschlecht seinen Namen ableitete? In seiner Geschichte über die Burggrafen von Meißen stellte sich der Autor diese Frage. Märcker untersuchte:
die Stadt Werben in der Altmark, Werben bei Pegau, Werben bei Delitzsch, Werben bei Zörbig, Werbenhayn bei Zeitz,Markwerben und Tagewerben bei Weißenfels.
Die Häufigkeit des Ortes führt Märker auf seine slawische Bedeutung als „Weidendorf“ zurück.[1] Auffälig bei der Häufung der Werbenorte ist jedoch, dass sie auf dem ehemaligen Werinofeld liegen. Das Werinofeld war das Gebiet der fränkischen Mark Thüringen, aus dem das schließlich das Osterland hervor ging. In seiner „Geschichte der Thüringer bis zum Untergang des Thüringer Königreiches im Jahr 531“ beschäftigte sich Dr. Karl Siegmar Baron von Galera ebenfalls mit dem Versuch, einer Namensdeutung von „Werben“ Er deutete Werben als eine Bezeichnung aus dem Altsächsischen, was „der durch einen Aufwurf geschützter Holzplatz“ bedeutet. Er führt diese Orstbezeichnung auf die Einwanderung der Altsachsen nach der Niederlage des thüringischen Teilreiches der Warnen zurück.[2] Durch unser Gebiet verlief die alte Grenze der Teilung des Thüringer Königreiches zwischen den Franken und Sachsen. Der Burgenforsche Paul Grimm weist in seinen Arbeit „Die Vor- und Frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg“ zwei Burgstellen in fränkischer Zeit auf dem Stadtgebiet von Weißenfels nach: Burgwerben und der Gotthardtsberg in Markwerben. Beide Anlagen liegen räumlich dicht beieinander. Dabei geht Grimm davon aus, dass die Anlage auf dem Gotthardtsberg in Markwerben bereits in vorfränkischer Zeit besiedelt war. Wenn man dieser These folgt, dann kann der Name Markwerben auch als sächsische Grenzburg gedeutet werden.[3] Es wäre demzufolge eine alte sächsische Anlage, die nach der Niederlage der Sachsen im Krieg mit den Franken von den Franken genutzt wurde. Üblich war das damals. Die Franken christianisierten die Sachsen. Um den Gotthardtsberg in Markwerben rankt sich die Sage vom Goldenen Kalb.[4] Sie ist das biblische Gleichnis vom Sturz des falschen Glaubens. Auch die alten Flurbezeichnungen auf dem Gotthardtsberg wie Teufelsgraben und die Gerichtslinde sprechen für eine vorchristliche Nutzung dieses Geländes.
Alle Autoren, die bisher mit der Herkunft der Edlen von Werben befassten, waren sich darin einig, dass der Stammort dieses Geschlechtes in unserer Gegend zu suchen ist. In der Mehrzahl führten sie diesen auf Burgwerben zurück. Der Grafentitel der Edlen von Werben stamme aus dem Burggrafenamt, welches die Ascanier den Edlen von Werben übetrugen. In einigen Urkunden erschienen die Edlen von Werben auch als „präfectus“, Verwalter der ascanischen Burg Werben. Zu gleicher Zeit mit der Besitznahme burgwerben durch den ascanischen Grafen Dietrichs erschien der Burggraf Meinherr von Werben. Märcker schließt den Burggrafen Meinherr von Werben als Gefolgsmann des Dietrich aus, weil er bei den Handlungen Dietrichs, zu welchen die Einwilligung seiner Erben erforderlich war, nirgends unter denen genannt wurde, welche ihre Zustimmung gaben, sondern immer nur als Zeuge auftrat. Dazu käme, das Meinherr von Werben ein osterländischer Graf sei. Er vertrat die These, das Dietrich dem Meinherr von Werben die Befehlshaberschaft in seiner Burg Werben anvertraute, und sich Meinherr von Werben deshalb Burggraf von Werben nannte. Weiter führt er an, dass nach dem Tod Dietrichs von Burgwerben Meinherr von Werben den burggräflichen Titel ablegte und sich nur noch von Werben nannte.[5] Wenn wir dieser Annahmefolgen, dann ist es auch unwahrscheinlich, dass Burgwerben der Stammsitz der edlen von Werben war. Gängig war es in dieser Zeit, dass die Burgmannen aus dem niederen Adel in der Gegend um die Burg kamen. Sie hatten dort auch ihre Burglehn. Nahe von Burgwerben stand die auf dem Gotthardtsberg die alte Burg Markwerben. Es ist anzunehmen, dass die Verwalter des ascanischen Burgwerben dort ihren Stammsitz hatten. Der Grafentitel der Edeln von Burgwerben stammte aus dem Mansfeldischen. Sie brachten ihn mit ihren Stammort Werben zusammen. Möglicherweise ist dann der Gothardtsberg bei Markwerben der Stammort der Burggrafen von Meißen, der Grafen von Hartenstein und Frauenstein, der Burggrafen von Freiburg und der Grafen von Osterfeld. Dafür spricht auch, das die archälogischen Befunde auf dem Gotthartsberg für die Mitte des 13. Jahrhunderts ein Ende der Besiedelung anzeigen. Das fällt den in den Zeitabschnitt, in dem die Edelen von Werben ihre Güter um Osterfeld erwarben und den Titel Grafen von Osterfeld führten. Dafür spricht auch, dass 1330 mit Albrecht von Markwerben, genannt Knut, ein Lehensnehmer der Grafen von Osterfeld für Markwerben erwähnt wird.[6]
Quellen:
Böttiger, C. W.
Geschichte von Sachsen
Bearbeitet von Dr. Th. Flathe
Friedrich Andreas Perthes
Gotha 1867
Braun, Christian Heinrich
Historisch diplomatische Nachricht von den Grafen von Osterfeld
Johann Gottfried Ulig
Naumburg 1796
Dobenecker, Otto
„Regesta Diplomatica Necnon Epistolari Historiae Thuringiae“ Zweiter Band Namens des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde
Verlag Gustav Fischer
Jena 1900
Gabler, Tarugott, Gottlob
Freyburg. Stadt und Schloß nebst ihren Umgebungen.
Reprint der Ausgabe von Heinrich August Schmid, Querfurt 1845
Naumburger Verlagsanstalt
Naumburg 2003
Gallera, Karl Siegmar, Baron von, Dr.
Geschichte der Thüringer bis zum Untergang des Thüringer Königreiches im Jahre 531
Im Verlag der Thüringer Monatshefte
Flarchheim in Thüringen 1931
Grimm, Paul
Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg
Akademie-Verlag
Berlinb1958
Grote, Hermann
Stammtafeln Europäischer Herrscher- und Fürstenhäuser
Reprint des Originals
Reprint-Verlag- Leipzig
Leipzig Ohne Jahresangabe
Heinemann, Otto,von
Albrecht der Bär
Verlag von Gustav Georg Lange
Darmstadt 1864
Herzog, Steffen und Aurig, Rainer
Frauenstein Burg/Schloß, Stadt und Museum „Gottfried Silbermann“
Verlag Schnell & Steiner GmbH
Regensburg 2000
Heydenreich, Gustav, M. Dr. Ph.
Kirchen- und Schul- Chronik der Stadt und Ephorie Weißenfels
Leopold Kell
Weißenfels 1840
Höfer, Manfred
Die Kaiser und Könige der Deutschen
Bechtle Verlag
München und Esslingen 1994
Lepsius, C. P.
Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Naumburg vor der Reformation.
Buchdruckerei Franz Littfas
Naumburg 1846
Märcker, Traugott
Das Burggrafenthum Meissen.
- A. Brockhaus
Leipzig 1842
Müller, Conrad, Dr.
Geschichte des Hauses Schönburg bis zur Reformation
Insel-Verlag
Leipzig 1931
Müller, Werner
Burg und Stadt Frauenstein
Heimatmuseum Frauenstein
Mülverstedt, von, Archivrat
Der Ausgang der Grafen von Osterfeld im Stift Naumburg und
Einiges über die Führung lehnsherrlicher Wappenbilder von Ministerialen
Mitteilungen des Thüringisch-Sächsischen Altertumsvereins 1839, Band IV, Heft 4
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Museum Burg Stein
Die Burg Stein bei Hartenstein und ihre Umgebung
Stadtverwaltung Hartenstein
Hartenstein 2000
Natur- und Heimatfreunde im Deutschen Kulturbund
Heimatkundliches Lehr- und Wandergebiet Hartenstein im Erzgebirge
Hartenstein 1970
Reichel, Mike
Ein verschwundenes Kloster. Das Nonnenkloster Beuditz
Weißenfels 1992
Rogge,Jörg
Die Wettiner. Aufstieg einer Dynastie im Mittelalter.
Jan Thorbecke Verlagder Schwabenverlag AG
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Stichart, Franz, Otto
Das Königreich Sachjsen und seine Fürsten
Verlag von C. L. Hirschfeld
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Thieme, Paul
Von den Klöstern der beiden Weißenfelser Kreise
Orts- und Heimatkalender für den Stadt- und Landkreis Weißenfels
Max Lehmstedts Buchhandlung
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Vater,Oskar
Die sächsischen Herrscher. Ihre Familien und Verwandten.
Verlag Oskar Vater
Rudolstadt 1895
Warsitzka, Wilfried
Die Thüringer Landgrafen
Verlag Dr. Busert & Stadeler
Jena 2004
[1] Märcker, Traugott, Das Burggrafenthum Meissen, F. A. Brockhaus, Leipzig 1842
[2] Dr. Karl Siegmar Baron von Gallera Geschichte der Thüringer bis zum Untergang des Thüringer Königreiches im Jahre 531, Im Verlag der Thüringer Monatshefte, Flarchheim in Thüringen 1931
[3] Paul Grimm „Die Vor- und Frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg“ Akademie- Verlag Berlin 1958
[4] Paul Grimm „Die Vor- und Frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg“ Akademie- Verlag Berlin 1958
[5] Märcker, Traugott, Das Burggrafenthum Meissen, F. A. Brockhaus, Leipzig 1842
[6] Archivrat von Mülverstedt, Der Ausgang der Grafen von Osterfeld im Stift Naumburg und Einiges über die Führung lehnsherrlicher Wappen von Ministerialen, Mitteilungen des Thüringisch-Sächsischen Altertumsvereins 1839, Band IV, Heft 4, Halle 1839