200 Jahre Orgelweihe in Markwerben
Mike Sachse (2018)
Am 12. August 2018 wurde der 200. Jahrestag der Markwerbener Kirchenorgel begangen. Eingeladen hatten dazu die Evangelische Kirchengemeinde Markwerben und das Kirchspiel Großkorbetha.
Schon vor Beginn der Veranstaltung um 14.30 Uhr war die Kirche voll besetzt, selbst auf der Empore standen und saßen die Besucher dicht gedrängt. Um die 150 Gäste verfolgten das fast zweistündige Programm. Nach der Begrüßung durch Pfarrer Hoff gab es eine Einführung über die Orgel durch den Vorsitzenden der Kirchengemeinde Markwerben Herrn von Löwis. Im Anschluss traten die Mitwirkenden Thomas Piontek (Orgel, der gleichzeitig durch das Programm führte), Doreen Busch (Gesang), ein Musiker der Posaune spielte, sowie das Flötenquartett Markleeberg im Wechsel auf.
Nach der Veranstaltung ging man zum gemeinsamen Kaffeetrinken in den Gemeindesaal, wo auch ein großes Kuchenbuffet zum Essen einlud. Ebenfalls konnten ein Beutel mit Aufdruck zum 200. Jahrestag und eine Postkarte käuflich erworben werden.
Zur Geschichte der Orgel
Während der Befreiungskriege wurde Markwerben stark durch durchziehende Truppen belastet. Ein Höhepunkt war die Zeit kurz vor und nach der Völkerschlacht bei Leipzig (14.-19.10.1813). Gerade nach der Schlacht wurden das Darf und die Kirche geplündert, die Kirche im Inneren vollständig zerstört. So begann die Gemeinde mit dem Aufbau undder Einrichtung des Kircheninneren. Es mussten ein neuer Altar, eine neue Kirchenbestuhlung angeschafft werden. In dem Zusammenhang wurde auch eine dreiseitige Empore eingebaut, die auf der Westseite die Orgel aufnahm. Ob es schon vorher eine Orgel gab, muss noch geklärt werden.Nach dem Wiederaufbau des Kirchenschiffes 1741 wurden in der Abschlussrechnung noch keine Ausgaben für eine Orgel angegeben. Vielleicht kam es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Anschaffung einer Orgel.
Die Kirche selbst konnte wieder am 13.11.1815 neu eingeweiht werden. Das Geld für eine Orgel war dann 1818 vorhanden und die Firma Poppe in Thüringen wurde mit dem Einbau einer Orgel beauftragt.
Die Orgelbaufirma Poppe wurde 1757 in Stadtroda gegründet und bestand bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. In dieser Zeit stellte man 70 Orgeln her, die hauptsächlich in Ostthüringen und vereinzelt in Sachsen und Sachsen-Anhalt zu finden sind. Die Markwerbener Orgel fertigte Ludwig Wilhelm Caspar Poppe an.
Die Orgel hat einen Prospekt mit drei Türmen und 5 Pfeifenfeldern barocker Prägung. Die Klaviaturuntertasten sind aus Ebenholz und stirnseitig mit Ornamenten versehen.
Während des 1. Weltkrieges (26. Juni 1917) wurden die die Orgelpfeifen durch den Orgelbaumeister Ladegast ausgebaut und verkauft. Für die insgesamt 23 kg Metall kam ein Erlös von 138 Mark zustande. Erst um 1924 ersetzte man die fehlenden Pfeifen durch neue. Vermutlich wurde mit diesen Arbeiten in der Mechanik die Orgel um 2 Halbtöne nach oben umgehängt damit sie tiefer klingt. In die Orgel wurde ein Doppelfaltenbalg eingebaut, dazu musste die Pedalwindlade höher gesetzt und die Tonmechanik dazu sehr umständlich über den Balg geführt werden.
Eine erste größere Säuberung und Instandsetzung der Orgel erfolgte ca. 1936 durch den Orgelbaumeister Rudolf Kühn (Merseburg). Eine weitere Reparatur wurde im Jahre 1966 durch den Orgelbaumeister Schönefeld durchgeführt. Die Kosten betrugen 2.911 Mark. Die letzten Arbeiten an der Orgel erfolgten 2007 durch Mitarbeiter und Studenten der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Halle unter Anleitung von Herrn Christoph Nötzel. Die Orgel verfügt über rund 500 Pfeifen, zwei Pedal- und acht Manualregister. Das Gebläse wird mit einem Motor angetrieben.
Es ist zu wünschen, dass die Orgel noch lange zu Gottesdiensten und Konzerten erklingen wird.
Literatur und verwendete Texte
- Manuskript der Rede zum 200. Jahrestag der Orgel, von Löwis, 2018
- Die Baugeschichte der Markwerbener Kirche, Mike Sachse, 2012
- Informationen zur Orgel von Christoph Nötzel
- https://de.wikipedia.org/wiki/Poppe_(Orgelbauer)