Der Kirchfriedhof und die Entstehung des neuen Friedhofes in Markwerben
von Mike Sachse (2001/2012)
Nur noch wenige Grabsteine zeugen heute noch von einem Friedhof, der sich direkt neben der Kirche aus dem 13. Jahrhundert (der Turm, das Kirchenschiff stammt aus dem 18. Jh.) befindet. Seit der Anlegung des neuen Friedhofes an der Rodelbahn wurde der alte Friedhof im Jahr 1886 für Bestattungen nicht mehr genutzt.
Seit der Errichtung von Kirchengebäuden waren die Friedhöfe räumlich eng damit verbunden, das heißt, der Friedhof schloss im Regelfall unmittelbar an der Kirche an. Denn der Totenkult im Mittelalter basierte auf der Vorstellung, die Mitglieder der christlichen Gemeinde könnten auch nach dem Ableben noch das Seelenheil des Verstorbenen beeinflussen.
„Der Glaube an die Nützlichkeit der Fürbitte für das Seelenheil erzeugte ein vielschichtiges System mittelalterlicher Seelenfürsorge, wovon die bekannteste Erscheinung der Ablasshandel ist“.[1] Dadurch wurde es als wichtiges Motiv betrachtet, das Grab so nahe wie möglich an der Kirche oder im Inneren zu errichten.
Erst am Ende des 15. Jahrhunderts und innerhalb des 16. Jahrhunderts kam es zu einer Veränderung. Meist betraf dies aber zuerst die städtischen Kirchen, die ihre Friedhöfe aus Platzmangel und wegen der Gefahr von Seuchen außerhalb der Stadt verlegten. Oft befanden sich Brunnen in unmittelbarer Nachbarschaft der Friedhöfe, wodurch eine hohe Gefahr der Verunreinigung bestand. Beim Auftreten von Seuchen, wurden die Toten meist in Massengräbern außerhalb der Stadt beigesetzt, der Anfang von einem Standortwechsel des Friedhofes.
Waren bis dahin nur wenige Kirchfriedhöfe durch außerörtliche Friedhöfe ersetzt worden, begann zwischen 1750 und 1870 eine größere Umsetzungswelle die ganz Deutschland betraf. Gerade von medizinischer Seite her wurden Stimmen laut, die eine Verlegung der Friedhöfe außerhalb der Stadt forderten. So erschien eine unzählige Anzahl an Schriften, die das Für und Wider der Kirchenbestattungen und der Beerdigungen innerhalb der Stadt und des Dorfes erörterten.[2] Unter anderem wurde darin auf die Beeinträchtigung der Luft durch ausströmendes Leichengift in der Nähe von Wohngebieten hingewiesen.
Nicht überall ging die Verlegung des Bestattungsplatzes reibungslos vonstatten. Zwar hatte Luther das in der mittelalterlichen Theologie gültige theologische Dogma von der Einheit des Gotteshauses und Grabes aufgehoben und damit dem Feldbegräbnis den Makel eines unehrlichen Begräbnisses genommen, doch blieben die Vorbehalte in der Bevölkerung gegenüber den Vorstadt- und Dorffriedhöfen lange wirksam. Waren doch bis dahin nur Aussätzige, Mörder und Diebe außerhalb der Stadt oder des Dorfes beigesetzt worden.
Außerdem kam die Trennung der jahrhundertlangen Verbindung von Kultbezirk und Begräbnisplatz einem religiösen Bedeutungsverlust gleich.
Dieser Sinnverlust und die geistige Entleerung durch die Trennung des Grabes vom Gotteshaus wurde noch im 20. Jahrhundert beklagt. Gleichzeitig entstanden völlig neue Voraussetzungen für die Einrichtung und Gestaltung der Friedhöfe, deren Verwaltung im Laufe des 19. Jahrhunderts größtenteils von kirchlicher in staatliche Hand überging.
Die oben genannten Gründe führten auch mit dazu in Markwerben 1886[3] einen neuen Friedhof zu eröffnen. Denn das größte Problem war die relativ kleine Bestattungsfläche des alten Friedhofes. So musste immer wieder, in unregelmäßigen Abständen, der Friedhof „bereinigt“ werden. Das heißt, ältere Grabsteine, die oft schon 50, 60 Jahre oder auch noch älter waren, mussten entfernt werden, um so Platz für neue Bestattungen zu schaffen. Ausgenommen blieben Gräber, die Angehörige noch pflegten. So gab es zum Beispiel 1874 vom Kirchenrat der hiesigen Gemeinde an den Landrat zu Weißenfels die Anfrage, ob einige Grabstätten, die zum Teil über 60 Jahre alt waren, entfernt werden könnten.
Der alte Friedhof
Trotz alle dem reichte die Bestattungsfläche nicht mehr aus. Der Friedhof war zu klein für die immer ständig ansteigende Anzahl an Einwohnern. So wuchs die Bevölkerung von ca. 250 im Jahre 1795 auf 578 im Jahre 1885 an. Ein neuer Friedhof musste geschaffen werden. So wählte man eine Fläche nördlich des Dorfzentrums, die zwar eine leichte süd-westliche Hanglage hat, aber sonst gute Voraussetzung für die damalige Vorstellung eines Friedhofes bot. So hielt man sich an die klassizistischen Ideale, die in einer stimmungsvollen Parkanlage etwas außerhalb des Zentrums begründet waren. So sollte der Trauernde oder Spaziergänger den Weg als Einstimmung sehen.
Der neue Friedhof ist von Osten und Süden von einer parkähnlichen Anlage eingegrenzt, der westliche Teil durch eine wenig befahrene Straße. Im nördlichen Teil wurden seit Mitte des 20. Jahrhunderts Wohnhäuser errichtet. Die Ausdehnung des Friedhofes beträgt ca. 43 m in der Breite und 83 m in der Länge. Mit der Anlage des Friedhofes mussten einige Bedingungen beachtet und Voraussetzungen erfüllt werden, denn im Laufe der Zeit begann man die verschiedensten Regeln und Bestimmungen für eine Neuanlegung festzulegen. So wurde in der Regel das Reihenbegräbnis eingeführt. Zunächst zielte diese Maßnahme darauf ab, das Begraben und die Anordnung der Gräber planvoll zu gestalten. Weiterhin glaubte man dadurch eine optimale Raumausnutzung und eine genauere Überprüfung und Einhaltung der Ruhezeiten zu gewährleisten. Durch die Einführung der Reihengräberbestattung sollte auch die Möglichkeit einer freien Platzwahl unterbunden werden. Denn es wurde immer das nächste freie Grab in der fortlaufenden Reihe benutzt. Eine Ausnahme bilden die zugelassenen Familiengräber, von denen einige auf dem Markwerbener Friedhof erhalten geblieben sind.
Eine Einteilung oder Gliederung kann man auf dem Friedhof beobachten: So befinden sich die Reihengräber auf der westlichen Hälfte, an die sich im Süden die Kindergräber anschließen. Im süd-östlichen Teil befinden sich hauptsächlich die Familiengräber, wobei im nord-westlichen Teil ebenfalls diese Gräberart anzutreffen ist. Direkt am Hauptweg, welcher von Südwesten nach Nordosten den Friedhof teilt, steht die Friedhofskapelle.[4] Der kleine Backsteinbau mit Spitzbogenfenster ist ein schönes Zeugnis sakraler Architektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts stand darin der Bestattungs- oder Leichenwagen. Nachforschungen, wann der Wagen verschwand und was aus jenem geworden ist, brachten bis jetzt keine Ergebnisse. In diesem Sinne wäre noch zu erforschen, wie lange der Wagen in Benutzung war.
Aufgang zum neuen Friedhof
War der Standort des neuen Friedhofes ausgewählt, musste noch geklärt werden, ob dieser auch groß genug war. Dazu wurden die verschiedensten Berechnungen durchgeführt. Bei einer Gemeinde mit 800 Einwohnern wurde wie folgt die erforderliche Größe berechnet. Laut Statistik würde die Sterblichkeit im Normalfall 3% betragen. Das wären im Jahr 24 Grabstellen, und zwar für 8 Erwachsene, davon ein Familiengrab, und 16 Kindergräber. Für ein Reihengrab wurden 2 m², für ein Kindergrab 1 m² und für ein Familiengrab 14m² berechnet. Somit käme man auf 44 m², die jährlich zur Verfügung stehen müssten. Wenn man nun von einer 30jährigen Standzeit[5] der Gräber ausgeht, müsste das Friedhofsgelände eine Fläche von wenigstens 1320 m besitzen. Zu dieser Berechnung käme noch dazu: 880 m² für Wege und Gebäude sowie 44 m² für außergewöhnliche Fälle (Seuchen, Kriegsopfer). Zusammengenommen müsste daraufhin die Mindestgröße des Friedhofes 2244 m² betragen. Zum Vergleich: der Markwerbener Friedhof hat eine Größe von ca. 3569 m². Damit war die Friedhofsfläche großzügig bemessen worden, da auch die Einwohnerzahl nicht so hoch war wie in dem Rechenbeispiel.
Anlage der Reihengräber, im Hintergrund die Friedhofskapelle
Der alte Friedhof unmittelbar an der Kirche war im Gegensatz dazu klein, aber für die mittelalterlichen Ansprüche groß genug. Heute ist nur noch ein kleiner Teil des ehemaligen Friedhofes, oder Gottesackers, wie die frühere allgemeine Bezeichnung dafür war, vorhanden. Eine erste Vorstellung über die ursprüngliche Größe kann man auf einem Plan von 1641 erhalten.[6] Es werden darauf die Stadt Weißenfels und die Dörfer Burgwerben, Uichteritz und Markwerben aus der Vogelperspektive dargestellt. Da es sich um eine Militärkarte handelt, es geht hier hauptsächlich um die verschiedensten Truppenaufstellungen, wird auf eine detaillierte Wiedergabe der Orte verzichtet.[7] So wird das Dorf Markwerben mit einer Kirche und sechs Häusern wiedergeben. Interessanterweise wird die Kirche von einer Mauer oder einem Zaun von allen vier Seiten eingegrenzt. Das gleiche trifft auf einen weiteren Plan aus dem Jahre 1757 zu[8]. Auch da wird die Kirche von allen vier Seiten eingegrenzt dargestellt. Selbst einige Grabsteine werden in Form von Punkten wiedergeben. Die heutige Situation sieht etwas anders aus. Nur noch auf der Südseite ist der ehemalige Gottesacker erhalten geblieben. Wie lange diese Situation schon besteht, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Auf jeden Fall wird in einem Schreiben vom 7.8.1875 noch von einem „um die Kirche herum gelegenen Gottesacker“ gesprochen.
Durch spätere angrenzende Bebauungen ist die ehemalige Friedhofseingrenzung immer weiter an die Kirche versetzt wurden.[9] Dass es dazu kam, dürfte mit der allmählichen Verlagerung auf den neuen Friedhof zusammenhängen.
Im Inneren der Kirche sind keine Gräber oder Grüfte erhalten. Doch muss man davon ausgehen, dass es solche der kirchlichen Tradition entsprechend gegeben hat. Wahrscheinlich sind diese im Zuge der Neugestaltung in den Jahren 1813-1815 entfernt worden. Reste von ca. 20 Grabmalen sind im Westteil des Kirchenschiffes als Fußbodenplatten erhalten geblieben. Zum Teil kann man noch einzelne Beschriftungen erkennen. Der Großteil aber ist bis zur Unkenntlichkeit abgetreten. Größere Grabmale mit zum Teil reichen Schmuckelementen, wie Kartuschen, floralen Ornamenten, Putten oder kirchlichen Motiven, wurden mit der Schauseite nach unten in den Boden eingesetzt. Eine oberflächliche Untersuchung von zwei größeren Grabplatten im Jahre 1992 brachten diese interessanten Ergebnisse hervor. Von weit größerer Bedeutung aber ist die Tatsache, dass sich bei jenen Platten Farbreste erhalten haben. Diese Entdeckung kann nicht hoch genug eingestuft werden, denn es gibt im heutigen Landkreis Weißenfels keine weiteren Beispiele der Farbgestaltung von Grabmalen des 17. und 18. Jahrhunderts.[10] Zwei weitere Sockelfragmente von Grabsteinen stehen ebenfalls in der Kirche, wobei es sich nicht um die originalen Standorte handelt. Zum einen handelt es sich dabei um eine einfache ca. 1 m hohe Sandsteinsäule mit der Aufschrift „Friedrich Durh Samuri Siebrecht, Den 28. Febr. 1767“. Das andere Sockelfragment hat eine fast quadratische Form, auf dem noch der Spruch „Die im Leben auch beim ?“ zu erkennen ist.
Diese können von ihrem Aufbau her nur außerhalb der Kirche gestanden haben. Nachweislich gab es außerhalb der Kirche Grüfte, die sich aber nur wohlhabende Familien finanziell leisten konnten. Meist bestanden diese aus gemauerten Ziegeln, die verputzt waren. Oft waren die Wände mit floralen Ornamenten und Texten versehen. Laut Kirchenakten wurde 1852 durch die Geschwister Christian Anton Lazer und Henriette Corbinus (geb. Lazer) -Vorfahren von ihnen besaßen das ehemalige Weingut - der Antrag an die hiesige Gemeinde gestellt, die Gruft ihres vor ca. 50 Jahren verstorbenen Bruders zu öffnen. Die Genehmigung wurde durch den Königlichen Landrat, Herrn Regierungsrat Ulrici, erteilt. Bedingung war, dass ohne großes Aufsehen die Gruft geöffnet werden sollte. Von der Gemeinde sollte der Ortsrichter Götze dieser Aktion beiwohnen. Aus dem Schriftverkehr ist zu entnehmen, dass die Geschwister Lazer bestimmte Wertgegenstände in dem Grab vermuteten. Ob Funde gemacht wurden, ist aus dem Schriftverkehr nicht ersichtlich. Die geborgenen Sandsteine und der Grabstein wurden später dem Riemermeister Börner zur weiteren Verwendung überlassen.
Auf dem ehemaligen Friedhofsgelände sind noch 11 Grabmale oder größere Fragmente davon erhalten. Weiterhin gibt es noch zwei Kriegerdenkmale für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges. Die zwei ältesten und interessantesten Grabmäler sind an der Südwand des Kirchenschiffes angebracht. Das linke Grabmal (Nr.1) zeichnet sich durch spätbarocke Gestaltungselemente aus. Zentral in der Mitte befindet sich eine rechteckige Kartusche mit oben stark abgerundeten Ecken. Die Inschrift ist sehr verwaschen und nur noch an einigen Stellen lesbar. Zu entziffern ist noch der Namens des Verstorben, und zwar Christoph Becker, sowie das eventuelle Geburtsdatum 1716 und das Todesjahr 1757. Becker war von 1738 bis 1757 Pfarrer in Markwerben. Die Kartusche ist zum Teil von floralen Ornamenten umrangt. Darüber befindet sich ein Totenkopf, welcher zum Teil von einem darüber angebrachten Männerkopf mit langem Bart überdeckt wird. Über dem Boden befindet sich ein weiteres Schriftfeld in querovaler Form, wo der Text aber nicht mehr lesbar ist.
Epitaph von Pfarrer Christoph Becker
Der rechte Grabstein (Nr. 2) ist mit einer der am besten erhaltenen und zeigt als zentralen Mittelpunkt eine Frau mit weit ausladendem Kleid mit Puffärmeln. Das Kleid dient gleichzeitig als Schriftfeld, wobei die Lesbarkeit des Textes nur sehr schwer ist. Zu entziffern ist noch der Name Elias(?) Pullmacher (Pollmächer) und die Jahreszahl 1659. Im unteren Schriftfeld kann man noch 60 Jahre und 8 Tage entziffern. Dabei wird es sich um das Sterbealter handeln. Beiderseitig an den Füßen steht je ein kleines zu der Frau aufschauendes Mädchen. Beide tragen ein Kleid und eine Kappe auf dem Kopf. Gleichzeitig halten beide je ein Schriftband, welche sich an der Frau hochschlängeln. Die Schrift darauf ist nicht mehr lesbar. Oberhalb des Kopfes der Frau erkennt man noch zwei Putten, die wahrscheinlich Engel darstellen sollen.[11] Die beiden Epitaphplatten wurden 2006 durch den Restaurator Rainer Schmidt konservatorisch behandelt. Finanziert wurde diese Arbeit durch die Großzügige Spende der Familie Pollmächer aus Markwerben.
Epitaph Elias(?) Pullmacher
Das Grabmal Nr. 3 besitzt einen rechteckigen Grundkörper, welcher auf einen quadratischen stark profilierten Sockel steht. Der obere Teil wird durch ein Gesims vom Mittelteil untergliedert. Auf dem Mittelteil sind vier ovale Medaillons, welche ursprünglich mit Inschriften versehen waren. Diese sind aber alle abkorrodiert.
Grabstein Nr.3
Grabstein Nr. 4 hat die Form eines Baumstammes. Die Verzierung beschränkt sich auf ein paar angedeutete Astlöcher, einen Eichenlaubzweig und einen schwach herausgearbeiteten Käfer. Das Inschriftenmedaillon hat eine ovale Form mit einer Strahlenkranzumrandung. Die Schrift ist zum Teil noch lesbar: „Hier ruht H. C. F. Ha...ung, geb. zu R....1787, 14. Brücken Mühler, gest. 26. Dezember. Der Sockel besteht aus nachgebildeten Bruchsteinen.
Grabstein Nr.4
Die Form des Grabsteines Nr. 5 ist klassizistisch geprägt. Er besteht aus einem rechteckigen Grundkörper, welcher auf einem quadratisch profilierten Sockel steht. Die vier Inschriftenmedaillons haben eine ovale Form, wobei der obere Rand mit einer Blattgirlande verziert ist. Der Aufsatz ist profiliert und mit Dreiecksgiebeln verziert. Als Bekrönung wurde eine hohe Schale mit Deckel aufgesetzt. Die Schale ist mit Girlanden verziert. Die Jahres- zahl 1755 ist noch zu erkennen, wobei es sich dabei um das Geburtsjahr handeln müsste, da in der letzten Zeile die beiden Zahlen (18?)16 stehen (wahrscheinlich das Todesjahr).
Grabstein Nr.5
Der Grabstein Nr.6 besteht nur noch aus einem profilierten Sockel, auf dem ein größerer Sandsteinblock steht. Auf der Oberseite ist eine ca.15 cm tiefe und im Durchmesser. ca. 20 cm breite Bohrung eingefügt. Auf dem Grabstein selbst sind Einritzungen in stilisierter Bruchsteinform angebracht. Auch hier wird der Sockel nicht zum eigentlichen Grabstein gehören.
Grabstein Nr.6
Ein weiteres Grabmal (Nr.7), in der Form eines Dreikantes, kann in das 19. Jahrhundert datiert werden. Der Grabstein steht auf einem breiten Sockel, welcher ebenfalls eine dreieckige Form besitzt und mehrfach profiliert ist. Das gleiche gilt für die Sandsteinplatte auf dem Grabstein. Bei dem Sockel sowie bei dem Aufsatz handelt es sich nicht um originale Teile. Eine frühere Aufnahme (ca.1985-87) zeigt den Aufsatz an den Grabstein 5 angelehnt. Auf jeder der drei Seiten befindet sich eine runde Kartusche mit umlaufender verschiedener floraler Verzierung. Auf der Seite, die der Kirche zugewandt ist, handelt es sich wahrscheinlich um einen biblischen Spruch. Die Inschriften sind kaum noch lesbar. Einige Personendaten sind trotzdem noch zu erkennen: 19. Oktober 1812, Johann Dennhard.
Grabstein Nr.7
Der Grabstein Nr. 8 hat ebenfalls eine rechteckige Form mit einem profilierten flachen Sockel. Auf zwei Seiten ist je ein ovales Medaillon, auf den beiden anderen Seiten nicht mehr zu erkennende Darstellungen, welche von einer Zierleiste eingerahmt sind. Der obere Teil besteht aus zwei unterschiedlich profilierten Teilen. Den Abschluss bildet der Rest einer Säule. Diese Teile sind aus einem dunkleren, härteren Sandstein gearbeitet, im Gegensatz zum unteren Teil. Hier liegt wieder der Verdacht nahe, dass aus Resten von zwei unterschiedlichen Grabmalen ein Grabmal zusammengestellt wurde. Grabstein Auf einem Medaillon ist die Inschrift „Hanna Sophia Schweinigel“ noch lesbar. Die Ränder sind mit Rosetten und Sternen verziert.
Grabstein Nr.8
Der Grabstein Nr.9 besteht aus einem Sandsteinsockel, der schon durch seine kleineren Abmaße als nicht dazugehörig bezeichnet werden kann. Darauf steht, auf einer etwas größeren Grundplatte, ein rechteckiger Sandsteinkörper mit einem abgeflachten Walmdach. Auf einer der Längsseiten sind ein Kreuz, ein flammendes Herz und ein Anker auf stilisierten Wellen dargestellt. Darüber befinden sich sieben sechszackige Sterne. Alles wird von einer nach oben abgerundeten Zierleiste eingerahmt. An den beiden Schmalseiten ist je ein stilisiertes dreiblättriges Kleeblatt angebracht.
Grabstein Nr.9
Das letzte Grabmal Nr. 10 hat die Form einer geriffelten Säule, die auf einer quadratischen Grundplatte steht. Daran ist ein Band, an dem ein Medaillon hängt, dargestellt. Die Inschrift ist nicht mehr zu entziffern.
Grabstein Nr.10
Sind auch nicht alle Grabsteine mehr vollständig erhalten, so zeigt sich doch ein interessanter Einblick in die dörfliche Grabsteinkultur von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Mitte des 19. Jahrhundert.[12] Da in den umliegenden Gemeinden ebenfalls nicht mehr allzu viele Beispiele der Grabsteinkultur aus diesen Zeitraum erhalten sind, sollte man besonders auf ihre Erhaltung Wert legen.[13] Denn auch sie sind ein Teil der Geschichte jeder Gemeinde.
Literatur
Barbara Happe, Die Entwicklung der deutschen Friedhöfe von der Reformation bis 1870, Tübingen 1991, darin auch weiterreichende Literaturangaben
H.Hüttenrauch, Der ländliche Friedhof, Leipzig 1906
Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt Bd.3, Halle 1994, Erarbeitet von Mathias Köhler und Peter Seyfried unter Mitwirkung von Hardy Münchow und Sabine Oszmer
[1] Barbara Happe, Die Entwicklung der deutschen Friedhöfe von der Reformation bis 1870, Tübingen 1991, S.178
[2] Siehe dazu Johann Georg Krünitz: Ökonomisch-Technologische Encyclopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirtschaft, und der Kunstgeschichte, in alphabetischer Ordnung. 2. Aufl., Bd.73, Berlin 1798, s.398ff.
[3] Die feierliche Einweihung war am 10.6. 1886. Eingeweiht wurde er vom damaligen Pfarrer Millitzer.
[4] Laut der Chronik von Ottmar Schäfer soll die Familie Schweinigel (Schweigel) die Halle gestiftet haben, ebenfalls den Leichenwagen.
[5] In Markwerben wurde 1923 die Standzeit der verschiedenen Gräberarten geändert. So betrug sie für Reihengräber 40 Jahre, für Familiengräber 50 Jahre.
[6] Es dürfte sich hierbei auch um die älteste bekannte Darstellung von Markwerben handeln.
[7] Es dürfte sich hierbei auch um die älteste bekannte Darstellung von Markwerben handeln.
[8] So wurde auch der Ort Uichteritz auf der rechten statt auf der linken Seite der Saale eingezeichnet.
[9] Bei diesem Plan, welcher sich im Original in der Staatsbibliothek zu Berlin befindet, kann man von der frühsten detaillierten Darstellung von Markwerben ausgehen. Nicht nur die Häuser selbst werden genau wiedergeben, selbst die Grundstücksgrenzen sind eingezeichnet.
[10] So gab es eine starke Verkleinerung durch den Bau der alten Schule. Die Anlegung der Gassen im Westen und Norden dürfte ebenfalls dazu beigetragen haben, dieses Gelände als Friedhof aufzugeben.
[11] Die einzigen dem Verfasser bekannten bemalten Grabmale standen bis in zum Jahr 2000 in der Dorfkirche in Schkortleben. Leider wurde diese wegen Einsturzgefahr abgerissen. Die Grabmale sollen aber vor dem Abriß ausgebaut und entsprechend zwischengelagert worden sein.
[12] Sicher ist es ein etwas einseitiger Querschnitt, denn nicht jede Familie konnte sich ein solches Grab leisten. Man kann davon ausgehen, dass gerade die Familien, wo der Mann als Tagelöhner arbeiten musste, sich einen solchen teuren Grabstein nicht leisten konnte. Diese Familien waren, jedenfalls zeitweise, in Markwerben gegenüber Gewerbetreibenden und Bauern in der Minderzahl.
[13] Eine Begehung des alten Friedhofes Anfang Juni 2001 mit einen Restaurator brachte das zum Ausdruck. Seiner Meinung nach müsste die Oberfläche der Grabsteine unbedingt gefestigt werden, da spätestens in einigen Jahren auch noch die letzten lesbaren Inschriften abkorrodiert sind. Schon mit einen geringem finanziellen Aufwand wäre dies möglich.