Christian Friedrich Berger (1818-1904) der Erbauer des Markwerbener Aussichtsturmes (von Mike Sachse 2016)

Die Familie Berger lässt sich in den Markwerbener Kirchenbüchern seit Mitte des 18. Jahrhunderts nachweisen. Wo die Familie ihre ursprünglichen Wurzeln hatte, ist nicht bekannt. Der Großvater von Friedrich Berger, Johann Christian Berger, wurde 1737 geboren. Der Geburtsort ist unbekannt, ebenfalls der seiner Ehefrau Maria Regina Berger, die 1740 geboren wurde. Beide heirateten um 1760. Um diese Zeit muss die junge Familie nach Markwerben gekommen sein und Berger die Stelle als Ziegler (in späteren Nennungen wird er auch als kurfürstlicher und königlicher Ziegler bezeichnet) angenommen haben. Christian Berger, der den Beruf eines Zieglers erlernte, legte einige Jahre später seinen Meistertitel ab. Auf der Salpeterhütte hatte sich mit dem Niedergang der Salpetersiederei, die gegen 1755 zwangsversteigert und in ein Vorwerk umgewandelt wurde (I.Bach, Freiheit vom 17.9.1981), auch eine Ziegelbrennereiangesiedelt, die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts existiert haben muss. Nach heutigem Wissensstand war Christian Berger in der Ziegelei angestellt. 1765 wurde das erste Kind geboren und auf den Namen Johann Gottfried getauft. Insgesamt sollen aus dieser Ehe fünf Kinder hervorgegangen sein. In den Kirchenakten selbst konnten nur drei nachgewiesen werden. Seine beiden Söhne Johann Christian und der später geborene Andreas erlernten ebenfalls den Beruf eines Zieglers, wobei Johann Christian später noch seinen Meisterabschluss machte. Auch er wird später, wie sein Vater, den Titel „kurfürstlicher“ Ziegler tragen, im Gegensatz zu seinem Bruder, der als Berufsbezeichnung Ziegler innehatte.

Andreas Berger heiratete am 27.1.1810 Eleonore Jahn. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, zwei Söhne und zwei Töchter. Das jüngste Kind der Familie, die Tochter Henriette, wurde 1827 geboren, verstarb aber wenige Tage nach der Geburt. Christian Friedrich Berger, geboren am 4.4.1818, war beim Tod seiner Schwester knapp neun Jahre alt. Später wird er seine einzige Tochter ebenfalls auf den Namen Henriette taufen lassen. Welchen Beruf Friedrich Berger erlernte, ist nicht bekannt. Vielleicht erlernte er ebenfalls den Beruf eines Zieglers wie schon sein Vater und Großvater. In einem Zeitungsartikel aus dem Jahre 1929ist zu lesen, dass er als Landwirt tätig gewesen sein soll.

Berger, mittlerweile 27 Jahre alt, heiratete am 25. Mai 1845 die 22jährige Johane Sophia Schulze aus Markwerben. 1847 wurde das einzige Kind geboren, eine Tochter, die, wie schon erwähnt, den Namen Henriette erhielt. Leider verstarb Henriette im heiratsfähigen Alter von 18 Jahren an "Auszehrung". Im 19. Jahrhundert wurde diese Bezeichnung allgemein für verschiedene Krankheiten verwendet, die ein „zehrendes“ Krankheitsbild (Abmagerung) bewirkten. Schon zwei Jahre zuvor musste Friedrich Berger einen schmerzlichen Todesfall beklagen. 1863 starb seine Ehefrau, gerade einmal 41 Jahre alt. Nach einigen Jahren, inzwischen 56 Jahre alt, heiratete er erneut. 1872 ehelichte er die 48jährige,aus Großgörschen stammende Henriette Immisch. Doch schon zwei Jahre später verstarb seine zweite Ehefrau ebenfalls. Vermutlich brachten diese Schicksalsschläge Berger dazu, sich sozialen und gemeinnützigen Dingen zu widmen. Laut einem Zeitungsartikel aus dem Jahre 1904 soll Berger schon kurz nach dem Tod seiner Tochter Henriette begonnen haben, ein jährlich stattfindendes Kinderfest zu organisieren und zu finanzieren. Vielleicht auch als Erinnerungsfest an seine verstorbene Tochter. Ob Friedrich Berger wirklich ab Mitte der 60er Jahre des 19.Jh angefangen hat, ein Kinderfest durchzuführen, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden. Einen schriftlichen Nachweis gibt es erst aus dem Jahre 1883. In der Gemeinde- und Pfingstabrechnung des gleichen Jahres schenkte Friedrich Berger der Gemeinde einen Betrag von 1.200 Mark. Von den Zinsen sollte ein Teil zu Weihnachten für eine Christbescherung der Schulkinder verwendet werden, ein weiterer Teil zur baulichen Unterhaltung des Aussichtsturmes und für ein alljährlich stattfindendes Kinderfest. Das Kinderfest sollte, so legte es Berger fest, mit einem Umzug zum Aussichtsturm ausklingen, wobei die Kinder nach Erreichen des Zieles Gebäck und ein Getränk bekommen haben. 1888, zu seinem 70. Geburtstag, spendete Friedrich Berger der Gemeinde einen weiteren Betrag von 300 Mark.

Die davon anfallenden Zinsen waren ebenfalls für das alljährliche Kinderfest zu verwenden.

Im gleichen Jahr wurde anlässlich Bergers Geburtstages ein Findling mit der Inschrift "F. Berger 1888" am Aussichtsturm aufgestellt. Wer der Initiator dafür war, ist nicht bekannt.

In späteren Jahren lässt man sogar zum Andenken an das Kinderfest Tassen und Teller anfertigen. Ob auch andere Erinnerungsgegenstände hergestellt wurden, ist nicht bekannt. Im Jahr 1894 ist auf einer Porzellantasse ein Porträt von Friedrich Berger abgebildet. Es ist das einzig bekannte Bild von Berger.

In einem früheren Artikel war ich davon ausgegangen, dass der Bau des Aussichtsturmes nur durch eine gemeinsame Finanzierung von Friedrich Berger und der Gemeinde zustande gekommen sein könnte. Doch die neuen Erkenntnisse, dass Berger der Gemeinde höhere Geldbeträge schenkte, zeigt, dass er über größere finanzielle Mittel verfügt haben musste und so auch als alleiniger Bauherr in Betracht kommen kann. Die Tatsache, dass er 1883 den Besitzern Friedrich und Traugott Schulzedas Grundstück, auf dem der Turm steht, abkaufte, unterstützt die Vermutung. Der Kaufpreis wird in dem Gemeindebuch nicht genannt. Kurz nach seinem Tod am 19. April 1904 erscheint im Weißenfelser Tageblatt ein Artikel, der die Vermutung, dass Berger der alleinige Erbauer ist, untermauert. Unter anderem heißt es da:"Seinen gemeinnützigen Sinn betätigte er u. a. dadurch, daß er auf einer Anhöhe nahe Markwerben den massiven Aussichtsturm, von dessen Höhe man einen prächtigen Blick nach dem Saaletal genießt, errichtete."

Wie Friedrich Berger zu seinem finanziellen Wohlstand gelangte, kann weiterhin nur vermutet werden. In einem früheren Artikel mit dem Titel "Der Markwerbener Aussichtsturm" wurde darauf ausführlich eingegangen. Daher soll das hier nicht weiter erörtert werden.

Weiterhin ungeklärt ist, wie er auf die Idee gekommen ist oder was ihn dazu bewog, den Turm zu bauen. Es ist schon ungewöhnlich, dass ein ehemaliger Landwirt mit 63 Jahren auf die Idee kam, einen Turm in seinem Heimatdorf zu errichten.

Ebenso erstaunlich ist, dass im damaligen Weißenfelser Tageblatt und auch in der Markwerbener Kirchenchronik der Bau des Aussichtsturmes mit keinem Wort Erwähnung fand. Auch in anderen Quellen konnten keine Hinweise gefunden werden.

In dem Zeitungsartikel aus dem Jahre 1904 wird noch weiter über Berger berichtet. Unter anderem schreibt man: "Bald nach dem Tode seiner einzigen Tochter im Jahre 1865 hat er den Schulkindern alljährlich ein Kinderfest und eine Weihnachtsbescherung bereitet. Da er sich nicht mehr an eigenen Kindern erfreuen konnte, war ihm die Freudeanderer Kinder eine Erquickung. ..... Der Verstorbene hat Sorge getragen, daß die Feste auch nach seinem Tode für die Kinder weiterbestehen, und sich damit ein ehrendes Denkmal in dem Herzen der hiesigen Schuljugend und der ganzen Gemeinde gesetzt."

Das Kinderfest war eine der wichtigsten Veranstaltungen in der Gemeinde. Das Fest variierte in seiner Durchführung im Laufe der Jahrzehnte. Machte man in den ersten Jahren einen Umzug auf dem Aussichtsturm, wurde später auf dem Anger gefeiert, was mit einem Umzug durch das Dorf begann. Am Ende des Festes bekam jedes Kind sein Geschenk. Die Schulkinder bekamen meist Schulsachen und 1929, wie in der Tageszeitungsteht: "einen praktischen Trinkbecher".

Fast hundert Jahre fand das alljährliche Kinderfest statt, bis es in den 60er/70er Jahren langsam zum Erliegen kam.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Friedrich Berger mit dem Bau des Aussichtsturmes ein Wahrzeichen geschaffen hat, das in seiner Entstehung einzigartig ist. Für die Zukunft ist es wichtig, den Turmweiterhin baulich zu erhalten und seine Geschichte zu bewahren.

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Seit dem 1.1.2010 Ortsteil von Weißenfels.
Amtliche Bezeichnung: Stadt Weißenfels - OT Markwerben
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Fläche: 3,77 km²
Postleitzahl: 06667
Vorwahl: 03443
KFZ-Kennzeichen: BLK / WSF
Ortsbürgermeister: Hubert Schiller
Koordinaten:
Länge: 11.9333/ 11° 55` 60“
Breite: 51.2167/51° 13` 0“

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